Die Bahnhöfe der Linie U5 zwischen Innsbrucker Ring und Neuperlach-Süd sind vier von insgesamt mehr als vierzig Bahnhöfen der Münchner U-Bahn. Mit Fertigstellung im Jahr 1980 gehören sie zu den ältesten Stationen des Liniennetzes. Im Rahmen einer vertiefenden Machbarkeitsstudie wurde ein Konzept erarbeitet, das als Grundlage für die anstehende Generalsanierung dieser U-Bahnlinie dient.
Wesentliches Gestaltungselement sind die Hintergleisfassaden, – jene Wandflächen, welche den Bahnsteigbereich jenseits der Gleise begrenzen. Von allen Verkleidungen befreit, gereinigt und gespachtelt, werden sie zum raumbestimmenden Medium. Bezüge zu Stadtteilen, Stationsnamen oder namensgebenden Persönlichkeiten werden motivisch aufgegriffen und wie ein durchlässiger Film auf die Oberfläche der Stahlbetonwände übertragen. Diese Transformation bedarf einer Abstraktion und Fragmentierung: der technische Übertrag erfolgt in unterschiedlich großen Pixeln, die sich erst auf den zweiten Blick oder durch einen entsprechenden Betrachtungsabstand zu einem Bild zusammenfügen. Die über hundert Meter langen Wandflächen erscheinen wie ein Screen mit differenzierten Auflösungen. Bewegung und Geschwindigkeit werden spürbar. Inhaltlich, über den Hinweis zum Haltestellennamen hinaus, bieten sie den Fahrgästen unterschiedliche Anknüpfungspunkte, die ebenso flüchtig wie nachhaltig sind.
Beim Quartiersbahnhof Neuperlach Zentrum sind es abstrahierte Silhouetten und Detailbilder der stadtteilprägenden Bauten, die den Bezug zur Umgebung herstellen. Am Bahnhof Quiddestraße, nach dem Friedensnobelpreisträger Ludwig Quidde benannt, wird ein grafisches Netz aus Dreiecken mit dem stilisierten Motiv einer Taube überlagert. Das Wandmotiv im Bahnhof Michealibad versetzt die Fahrgäste in die Szenerie eines Schwimmbades. Im Bahnhof Therese-Giehse-Allee sind es Film- und Bühnenszenen der Münchner Schauspielerin, die durch Verdichtung der Bildpunkte für einen Moment auftauchen und in der Fläche wieder in den Hintergrund treten.
Während die unterschiedlichen Abbildungen eine hohe Wiedererkennbarkeit der Bahnhöfe innerhalb der Quartiere erzeugen, entsteht über die Grafik ein einheitliches Linienkonzept. Signifikant zudem ist die Linienfarbe Gelb, die bei jedem Bahnhof durch das Motiv oder die Beleuchtung aufgenommen wird. Unterschiedliche Lichtstimmungen in den einzelnen Bahnhöfen unterstützen über den Streckenabschnitt hinweg eine dynamische Linienführung, – eines der zentralen Konzeptthemen aus dem übergeordneten Gestaltungsleitfaden, dessen standardisierte Maßgaben in mehreren Zwischenschritten umzusetzen sind.
Die Projektfotos zeigen den Stand vom September 2022.
Consulting & Projektentwicklung:
Thomas, Katharina (Leitung)
Shcherbakov, Pavel (Projektleitung)
Graef, Melanie
Fotografie:
Kim Fohmann
Josse Freund