Westlich der wichtigsten historischen Achse in Karlsruhe, der „Via Triumphalis“, und im Kontext mit dem bedeutenden Fächergrundriss der Residenzstadt soll der Neubau des Dienstgebäudes an der Beiertheimer Allee entstehen. Unser Wettbewerbsbeitrag formuliert, bei vorgegebenem Abriss des bestehenden Hochhauses, eine neue und ebenfalls baulich prägnante Setzung für das Landratsamt und weitere, externe Nutzungen entlang der westlich gelegenen Badenwerkstraße - Am Festplatz.
Als Referenz an das Bestandsgebäude, das die ausgeprägte und elegante Hochhausmoderne Deutschlands der 1960er bis 1980er Jahre repräsentiert, ist das neue Landratsamt in seinem äußeren und inneren Erscheinungsbild fein strukturiert und plastisch differenziert ausgebildet. Einfache und klar ablesbare Bauteile vermitteln eine erlebbare Offenheit und strukturelle Klarheit. Die an der Kriegsstraße beginnende und sich linear und bauplastisch variierende Stapelung und Konzentration einer zusammengehörigen Gebäudeskulptur erstreckt sich im Süden konsequent bis zur Hermann-Billing-Straße. Damit erhält der Neubau des Dienstgebäudes, angrenzend an den Ettlinger-Tor-Platz, eine prägende stadträumliche Figur, die während des ersten von zwei Bauabschnitten finalisiert werden kann. Ein Interimsbau ist nicht erforderlich, was sich auch unter logistischen und wirtschaftlichen Aspekten positiv auswirkt.
Insgesamt zeigt sich der Entwurf selbstbewusst, großzügig, gelassen und ohne vordergründige Gestik und Symbolik, – im viel diskutierten Spannungsfeld von stadträumlicher Atmosphäre, Funktionalität, Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und notwendiger Selbstdarstellung. Der nach Abbruch des bestehenden Landratsamtes sich nach Osten hin erstreckende Platzraum für einen zweiten Bauabschnitt soll bis zu dessen Realisierung als wassergebundene Parkanlage mit einem Baumhain gestaltet werden, analog einer Anpflanzung in Baumschulen. Dadurch entsteht bereits im ersten Schritt ein stimmiges Ensemble im Stadtraum.
Ziel des Konzeptes ist es zudem, eine hierarchielose Organisation aller Arbeitsflächen zu ermöglichen und die gewünschten Sonderflächen funktional und sinnvoll räumlich zu verknüpfen. Der öffentliche Charakter des Gebäudes wird durch ein großzügiges Entree und mittels zweier gegenläufiger Kolonnadenzonen im öffentlichen Raum betont und verankert. Als signifikante Strukturelemente der Fassade sind, neben den geschoßhohen Prallglasscheiben und der inneren Holzfassade, speziell für das Landratsamt angefertigte, keramische Kacheln vorgesehen, – ganz im Geiste der Karlsruher Tradition von Sonderbauelementen aus Keramik. Die tektonische Abstufung des Gebäudevolumens prägt auch die terrassenförmig angelegten und intensiv bepflanzten Außenbereiche. Nicht zuletzt durch die derzeit im Bau befindliche Kombilösung erlangt dieses Areal zukünftig im Hinblick auf Mobilität und stadträumliche Qualität eine völlig neue Erscheinung und Bedeutung.
Wettbewerb:
Fachplaner:
bwp Burggraf + Reiminger Beratende Ingenieure GmbH, München (Tragwerksplanung)
Topotek 1, Berlin (Landschaftsarchitektur)
hhpberlin, München (Brandschutz)
FC-Planung GmbH, Karlsruhe (Haustechnik)
Matthes Max Modellbau GmbH, München (Modellbau)
Visualisierung:
Grauwald Visualisierung, Berlin